Bewerbungsprozess bei den ÖBB als Zugbegleiter/in
Also ich hab mich vor einiger Zeit bei den ÖBB beworben und möchte einen Einblick in den Bewerbungsprozess geben. Ich hab selber wenig gefunden und will deswegen meinen homies die auch nach Infos suchen.
Alles fängt mal mit dem Bewerben auf der Website selber an, da muss man alles typische abgeben(Lebenslauf, Zeugnisse und so) + Motivationsschreiben.
Dann kriegt man ne Email mit Log-in Daten um mehr über den Konzern und deren Werte zu erfahren. Man muss innerhalb einer Woche einen kleinen Wissenstest absolvieren. Ist schaffbar, 2 Fragen waren im Quiz wozu es kein Lernmaterial gab, miese Sache ÖBB.
Dann muss man eine "Eignungspsychologische Untersuchung" machen. Hört sich schlimmer an als es ist. Es ist ein Test in einem Center der ÖBB und ein/e Psychologe/in ist dabei. In den Tests werden: Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit, logisches Denken und Reaktionsfähigkeit getestet. Dauert ungefähr 2 Stunden und man hat noch ein Abschlussgespräch bei der sich die/der Psychologe/in sich persönlich ein aar Minuten mit einem unterhält um, denke ich, sicherzugehen dass man auch von der Persönlichkeit her gut zum Job passt und keine falschen Erwartungen hat.
Sobald man das geschafft hat kommen die "ÖBB Auswahltage". Tag 1 ist online und besteht aus Online Sequenz, Telefoninterview und Gruppenübung. Tag 2 ist in Präsenz in der jeweiligen Hauptstadt.
Tag 1
Online Sequenz: Ein/e Recruiter/in und ein/e Zugbegleiter/in beantworten Fragen und stellen alles nochmal genau vor.
Telefoninterview: Jemand ruft einen an und man muss einige Fragen beantworten (Schichtdienst, Wie beschreiben dich andere, Warum interessiert dich eine Karriere als Zugbegleiter/in,...) und die Antworten werden warhscheinlich per PC vermerkt.
Gruppenübung:
Beide online Teile san über Teams (funktioniert fix über Firefox, die App und Opera habens bei mir zumindest nicht geschafft das Meeting zu öffnen)
Tag 2 (Präsenz):
LernAPP Überprüfung: 2 Wochen vor den ÖBB Auswahltagen kriegt man Log-in Daten für die LernAPP, man muss einen Multiple-Choice Test ausfüllen (Pen and Paper, nicht am PC), da muss man oberflächlich das Österreichische Schienennetz lernen (alles nicht nur was beim "Üben" Kapitel angegeben ist, also die Karten wirklich gut anschauen!)
Persönliches Interview:
Der letzte Teil ist die medizinische Untersuchung: Körpergröße (Mindestgröße 155cm!), BMI, Drogentest (Meine Kifferhomies, lasst es für 2 Wochen dann solltet ihr safe sein) Hör- und Sehkontrollen (nicht mehr als 8 Dioptrin) werden durchgeführt.
Medizinische Untersuchung:
Man bekommt wieder einen Brief per E-Mail, in dem steht, wann und wo man zur Untersuchung gehen sollte. Bei der Untersuchung werden Körpergröße, Gewicht, Hörvermögen und Sehvermögen überprüft. Außerdem muss man ein Formular ausfüllen, auf dem typische medizinische Fragen zu früheren Operationen, Krankheiten und Medikamenten stehen. Wenn man Antidepressiva oder ähnliche Medikamente einnimmt, muss man später einen Befund (kostet 50 €) nachreichen, der bestätigt, dass man in der Lage ist, Nachtschichten zu arbeiten. (Depressionen können sich durch unregelmäßige Arbeitszeiten verschlimmern.)
Dinge die man nicht online erfährt:
- Als Zugbegleiter/in ist man oft alleine im Zug, man kann/muss also selbstbestimmt mögliche Probleme lösen (Außer in Wien da ist man anscheinend immer zu zweit)
- eine Schicht kann 8-12 Stunden dauern
- falls man wo übernachten muss wird das einem bezahlt (Hotel+Verpflegung) -> bezahlung aber nur wenn die "Pause" kürzer als 6 Stunden ist (Falls man also in Salzburg übernachten, um 8 wacht man auf, muss und der nächste Dienst beginnt erst um 16 Uhr dann wird diese längere Pause nicht bezahlt)
- frühster Dienstbeginn ist 4:00 (wenn noch keine Züge fahren muss man sich selbst darum kümmern zum Dienstort zu kommen)
- Es ist VIEL zu lernen, man muss das Streckennetz ziemlich gut kennen (erst in der Ausbildung, aber ein Punkt zu bedenken)
- Man kann sich nicht aussuchen ob man Fern- oder Nahverkehr arbeitet, man kann aber seine Präferenz dem Schichtleiter Bescheid geben und dann kann man Glück haben.
- Die ersten Wochen der Ausbildung finden wie in der Schule statt:
Mo-Fr 8:00-16:30
- Es gibt auch wöchentliche Lernkontrollen, falls man diese nicht schafft kann es sein dass die Ausbildung von den ÖBB her abgebrochen wird
- Während der Ausbildungsphase ist kein Urlaub möglich (also in den ersten 5 Monaten)
- wenn man nach der abgeschlossenen Ausbildung innerhalb von 3 Jahren kündigt muss man die Ausbildungskosten zurückzahlen (ca. 3000€)
- Preise von Urlaubshäusern und Miete in den ÖBB Wohnungen werden nach Einkommen angepasst
- in die Wohnungen der ÖBB kann man erst nach abgeschlossener Ausbildung einziehen
- Nightjets werden von einer anderen Firma betrieben, also kann man nicht in Nightjets als ÖBB Mitarbeiter arbeiten
- Der Start der Theorie ist monatlich in Wien und sonst rotiert es Linz-Salzburg-Graz-... (Man wird verpflegt falls es in einem anderen Bundesland stattfindet).
Meine eigenen Gedanken zum Prozess:
(kann geskipt werden, ich bin kein Fan von Kapitalismus usw. nur so als disclaimer für homies die Kapitalismus lieben)
Ich nehme an dass sich Viele bewerben die sich nicht so wirklich informieren: man wird immer wieder gefragt "Bist du ok mit dem Schichtdienst?", "Dir ist bewusst dass du viel lernen musst?", "ES GIBT SCHICHTDIENST DAS IST DIR BEWUSST?".
Der Prozess ist ziemlich lang und scheint auch unfair aufgebaut zu sein.
Von den körperlichen Anforderungen (über 155cm groß, BMI muss stimmen,...) weiß man bis zum Auswahltag nichts und sollte man unter 155cm sein dann hat man mindestens 2 Monate seines Lebens verschwendet.
Auch das mit der LernAPP is unnedig: es gibt einen Übungssektor, aber es kommen auch Fragen die nicht auf dem Übungssektor basieren und die man einfach so wissen muss. A bei diesem Wissenstest den man relativ am anfang mochn muas woan einfoch 2 frogn wo ma koa Lernmaterial dazua ghobt hod?!??!
Die meisten Leute waren super nett aber es gab, wie immer, leidln die fett unnedig waren. Ich hasse das Gedankengut dass man als Arbeiter für einen Konzern lebt, oder dass man diesem Konzern sein Leben verdankt und ich habe das Gefühl dass viele Mitarbeiter der ÖBB dieses Gedankengut teilen.
Die ÖBB hält sich für was besseres als sie sind und ds find i sehr unsympathisch. Ich hab mich beworben um Geld zu verdienen und einen sicheren Job zu machen bei dem ich relativ frei sein kann. Ich arbeite um zu leben und lebe nicht um zu arbeiten.
Wos cool is dass de ÖBB schau vü bieten und so scheinen als ob a guada arbeitgeber wären, gutes Gehalt und a nice benefits. Da Aufnahmeprozess is owa echt lang und anstrengend tbh.
I hoff dass meine Infos wem ghoifn hobn!