Mich (m38) begeistert irgendwie nichts mehr

Ich halte meine Situation für nichts außergewöhnliches. Mich würde nur interessieren, ob es Leute (in meinem Alter) gibt, die vielleicht was ähnliches erlebt haben und mir sagen können, ob es vorübergeht oder sonstiges infos geben können.

Im Kern ist es so, dass ich schon immer ein Mensch war, der sehr an anderen Menschen interessiert ist, aber auch einen starken Hang zu Technologie besitzt. Ich hab bis ich 30 war eigentlich so gelebt, dass ich hunderte (realistisch) Menschen aktiv getroffen habe und sehr viel Zeit mit ihnen verbrachte, sowie viel von ihnen gelernt habe. Ich war unter anderem auch Tänzer in mehreren Crews und hatte auch sehr viel mit Mädels zu tun. Irgendwann mit Anfang 30 fühlte ich das nicht mehr und ich fühlte mich darüberhinaus auch ein bisschen dazu gezwungen mich auf meine "Karriere" zu fokussieren, damit für Später und für eine Familie Geld da ist. Ich hatte den Bachelor in Wirtschaftsinformatik schon gemacht und begann auch den Master. Ich legte mich ins Zeug, nutzte aber auch mehrere Semester um weitere Leute kennenzulernen aus aller Welt, wohnte auch eine Weile in Tokyo, das war immer mein Traum. Irgendwann bockte es mich überhaupt nicht mehr neue Leute kennenzulernen. Ich hatte und habe das Gefühl, dass ich schon jeden Persönlichkeitstyp und jede Meinung x Mal erlebt und gefühlt hatte. Schon jedes Thema unzählige Stunden besprochen habe. Ich hörte irgendwann auf Serien und Filme zu schauen, weil sich dort im Prinzip alles so widerspiegelt wie man es aus dem Real Life kennt, wenn man viele Leute kennt. Das eine füttert das andere. Menschen benehmen sich so, wie sie es aus den Serien und Social Media kennen und umgekehrt versuchen die Medien auch wieder die Menschen zu repräsentieren um eine gewisse Nahbarkeit herzustellen. Zudem fühlt sich (Boomertake) das meiste in den heutigen Medien also Musik, Film und Serie einfach nur an wie günstig produzierte Neuauflagen von den 90ern und 2000ern.

Was auch immer, ich hab mich ins Studium vertieft und es abgeschlossen und von der "Geld verdienen" Seite her passt es. Ich hab nur irgendwie die Lust verloren Dinge zu tun, die andere Menschen tun. Ich will echt nicht angeben, aber ich hab halt das Gefühl, dass ich all das typische was Leute als ne geile Zeit empfinden schon absolut zu Genüge erlebt habe. Ich hatte mir das ganze Studium gesagt: "wenn ich durch bin und Kohle verdiene werd ich dies und das tun". Aber irgendwie bockt mich einfach nichts mehr. Vielleicht ist es auch was biologisches und es ist einfach Zeit dafür weiter zu gehen und eine Familie zu gründen. Was für mich auch komisch ist, ist dass halt die allermeisten in meinem Alter mit 20 und jünger richtig mit der Arbeit begonnen haben und dann halt den typischen Allmanweg gegangen sind. Ich habe Leute mit denen ich sehr close bin, aber es ist niemand in genau meiner Situation, was mich irgendwie ein wenig einsam macht. Also ich bin zufrieden und alles, ich bin dankbar und klage nicht, aber gerade fühlt es sich ein wenig so an wie: "ist das schon alles"? - Irgendwie will ich nicht das Leben eines 40 jährigen, denn ich fühle mich überhaupt nicht so, aber die unter 30 jährigen haben eine komplett andere Wirklichkeit als die Leute meiner Generation, die eine Welt ohne Smartphone und Algorithmen-Bubbles kannte. Mir fehlt manchmal der Bezug zu den Leuten in Sachen Natürlichkeit und Beziehung zum Leben, dafür mag ich den Tatendrang sehr, den ich bei Leuten in meinem Alter sehr vermisse. Naja danke fürs Lesen. Und schönen Sonntag euch allen!